Stutenbissigkeit

Bevor man sich heutzutage an ein heikles Thema heranwagt wie dieses, muss man wohl einleitend versichern, dass man durchaus für Frauenrechte einsteht. Wir Frauen sind den Frauen, die sich für unser Geschlecht erfolgreich einsetzen, sehr dankbar. Gleiche Arbeit, gleicher Lohn und vieles mehr. Es wird demonstriert, protestiert, Aufruf zu Zusammenhalt und Einheit unter den Frauen propagiert. Ich persönlich stimme vielen der Anliegen ebenfalls zu, zähle mich aber nicht zu den Feministinnen. Gewisse Forderungen gehen mir zu weit, etwa das Geschrei nach geschlechtsneutralen Formulierungen geht mir schlichtweg auf die Nerven.

Oder ein aufrichtiges Kompliment eines Mannes kann bereits Probleme nach sich ziehen, was mich persönlich zur Überlegung bringt, ob wir Frauen in keiner Art und Weise mehr umworben werden dürfen. Ich bin ebenfalls der Meinung, dass die Männer bald nicht mehr wissen, wie sie sich zu verhalten haben und eine Kluft geschaffen wird, die den Menschen letztendlich mehr schadet als Nutzen bringt. Es steht ausser Frage, dass Belästigungen jeglicher Art und abwertende, sexistische Bemerkungen nirgendwo Platz haben. Ich frage mich öfters, ob ein «normales» Kennenlernen und Frau und Mann längerfristig noch möglich ist.

Doch zurück zur Stutenbissigkeit. Im Alltag sieht der Zusammenhalt unter Frauen in vielen Bereichen recht düster aus. Solidarität, Loyalität, Kollegialität? Weit gefehlt! Am Arbeitsplatz sind Machtkämpfe an der Tagesordnung. Sticheleien, Eifersucht und Missgunst gegenüber Kolleginnen, die eigentlich niemandem Leid oder Ärger zufügen, vielleicht hübsch sind und halt etwas mehr Wert auf ihr Äusseres legen, werden ausgegrenzt und kaltgestellt. Die «Beisserinnen» haben die männlichen Vorgesetzten gut im Auge und registrieren, ob da und dort ein Kompliment fällt und sofort wittert man böse Konkurrenz. Die Gerüchteküche beginnt zu brodeln und es wird getratscht, was das Zeug hält.

Letzte Woche beim Einkauf habe ich zwei Angestellte lautstark über eine «Kollegin» lästern gehört. Sie haben mich gesehen, das hat sie aber nicht interessiert. Es ging um die Pause, die offenbar um vier Minuten überschritten wurde (VIER MINUTEN!), im weitern spiele sich diese Kollegin immer «so auf». Eine weitere Angestellte gesellte sich dazu und ich spürte förmlich, wie sich hier eine Allianz gegen die abwesende Dame bildete. Es wäre doch klüger, die Kollegin mit den Ungereimtheiten direkt zu konfrontieren und die Situation persönlich zu klären, anstatt hinter deren Rücken zu lästern. Solches Verhalten bringt uns Frauen sicher nicht weiter. Im Gegenteil, so wird der berufliche Weg der Frauen nicht geebnet und die Männer werden noch lange am «längeren Hebel» sitzen. Wie wäre es, diese Energie für Weiterbildung aufzubringen und sich über das Weltgeschehen zu informieren? Diese wirklich wichtigen Themen unserer Zeit zu diskutieren, brächte uns weiter und der Respekt von den Männern wäre den Frauen sicher.

Ich behaupte, dass wir Frauen uns zu sehr von Emotionen leiten lassen und Männer sich klüger verhalten. Männer tragen Probleme offen aus und ziehen letztendlich am selben Strick, was zu mehr Erfolg und guten Ergebnissen in einer Firma und im Privatleben führt. Eigentlich sind wir Frauen doch Menschen, die Harmonie und friedliches Zusammenleben schätzen. Stutenbissigkeit schwächt jeglichen Zusammenhalt und mindert die Ziele, die wir doch anstreben.

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